Einführung
In der Bronzezeit (3300 v. Chr.) bevölkerten die Kanaaniter, die ältesten bekannten Bewohner des palästinensischen Gebietes, des biblischen Landes Kanaan, das 1500 v. Chr. unter ägyptische Herrschaft kam. Somit ist die erste Frage beantwortet: Welches Volk war zuerst in Israel?
Das Gebiet des heutigen Staates Israel gehörte bis 1920 zum Osmanischen Reich. Seit seiner Gründung im Jahr 1299 wurde das Reich von der Dynastie der Osmanen regiert und erstreckte sich zur Zeit seiner größten Ausdehnung im 17. Jahrhundert von Kleinasien bis nach Südosteuropa.
1947 beschlossen die Vereinten Nationen, Palästina zu teilen und jeweils einen Staat für die Jüdinnen und Juden und für die arabische Bevölkerung zu errichten. Die Juden riefen daraufhin 1948 ihren Staat Israel aus. Heutige Juden nennen sich weiterhin Israeliten und Volk Israel. Auch die Samaritaner als Mischbevölkerung haben Anspruch auf diesen Namen.
1994 wurden die völkerrechtlich bis heute nicht als Staat anerkannten Palästinensischen Autonomiegebiete eingerichtet. Aus dem diplomatischen und bewaffneten Streben der Palästinenser nach einem Nationalstaat, wie er ihnen im UN-Teilungsplan zugesprochen wurde, resultierte der bis heute andauernde Konflikt mit Israel.
Eine auf Tatsachen und Dokumenten basierte Beschreibung der neuzeitlichen Historie Israels und des heutigen Konflikts habe ich unmittelbar nach dem Überfall am 7. Oktober 2023 geschrieben und in mehreren Medien mit dem Titel (übersetzt aus dem Tschechischen) – “Keine Überraschung, kein Zufall” veröffentlicht.
Konflikt aus verschiedenen Blickwinkeln
Die These, dass die jüdische Nation von den Zionisten im 19. Jahrhundert geschaffen wurde, korrigierte Shlomo Sand (1946), emeritierter israelischer Professor für Geschichte an der Universität Tel Aviv so, dass der Aufbau einer solchen Nation lange vor ihnen von den Christen begonnen wurde. Von ihnen stammt nicht die Idee einer jüdischen Nation – so etwas wie eine moderne Nation gab es damals natürlich noch nicht -, sondern die Idee eines besonderen Volkes, der jüdischen Fremden, die abseits leben und von weit her kommen.
Sand schreibt, dass – ich lieber von Judenfeindlichkeit als von Antisemitismus sprechen würde. Tatsächlich ist das Wort Antisemitismus erst in den 1880er Jahren in unseren Sprachgebrauch eingegangen und wurde von den Antisemiten selbst geprägt, die daraus schlossen, dass sie die jüdisch-semitische Rasse “entdeckt” hatten. Wir sollten die Antisemiten nicht glücklich machen, in dem wir ihren Begriff in unseren Wortschatz aufnehmen.
Um es einfacher auszudrücken: Man soll nicht über Antisemitismus sprechen, denn Juden sind keine semitische Rasse. Die semitische Rasse existiert nicht, es existieren nur die semitischen Sprachen. Obwohl ich (Autor des Artikels) nicht Jiddisch spreche weiß ich, dass Jiddisch keine semitische Sprache ist, im Gegensatz zu dem Hebräischen, das ich ungenügend verstehe. Trotzdem mag ich das Wort Antisemitismus nicht. Warum? Weil es die Vorstellung mit sich bringt, dass Juden Fremde in Europa sind. Aber das stimmt nicht.
Ich ziehe das Wort Judäophobie dem Antisemitismus vor, zumal es auf eine Kontinuität zwischen dem Hass hinweist, dem Juden sowohl in der Antike als auch heute ausgesetzt waren.
Judäophobie findet man auf der rechten Seite, in der Mitte und auf der linken Seite. Ich habe kein Problem über linke Judenfeindlichkeit sprechen. Warum? Schließlich war das ganze 19. Jahrhundert voll von linken Judäophoben – Marx, Proudhon, Fourier, aber auch in der Dreyfus-Affäre waren fast alle Judäophoben. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich um ein Paradoxon handelt, hinter dem sich Islamophobie versteckt hat, und somit ist es möglich, dass die extreme Rechte jemanden beschuldigen kann, die sogenannte christliche Zivilisation zu gefährden.
Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland
Für die engen Beziehungen gelten U-Boote als herausragende Symbole. Seit Ende der 1990er-Jahre wurde Israel zu großzügigen Konditionen mit deutschen U-Booten der Dolphin-Klasse ausgestattet. Die Anfänge dieses Lieferprojektes gehen ins Jahr 1991 zurück, als Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) der israelischen Regierung unter dem Eindruck des Zweiten Golfkrieges entsprechende Zusagen machte – umgesetzt bzw. weitergeführt wurden sie später auch unter Gerhard Schröder (SPD) und Angela Merkel (CDU). Nicht zu vergessen ist u.a. die Tatsache, dass zu Beginn der 1960 er-Jahre erhielt Israel im Rahmen einer konspirativen Rüstungshilfe, bewilligt von Kanzler Konrad Adenauer (CDU), umfangreiche Militärbestände aus der Bundesrepublik, darunter US-amerikanische Kampfpanzer des Typs M48.
Die Bedeutung der Lieferungen ist unbestritten. Trotzdem zahlreiche Darstellungen zum deutsch-israelischen Verhältnis erwecken den Eindruck, es sei »schon immer« die Praxis deutscher Regierungen gewesen, Israel möglichst umstandslos mit Kriegsgerät zu versorgen. Dabei hätten die wechselnden Bundesregierungen, wie explizit behauptet oder zumindest suggeriert wird, aus dem Bewusstsein heraus gehandelt, wegen des Holocaust in besonderer Weise für die Sicherheit des jüdischen Staates mitverantwortlich zu sein.
Dieses Bild vermittelt etwa ein Buch des Journalisten Werner Sonne (1947) über die deutsch-israelischen Sicherheitsbeziehungen. Im Buch – Staatsräson?: Wie Deutschland für Israels Sicherheit haftet (2013), heißt es einleitend, dass alle Kanzler seit Adenauer hätten » eine Konstante deutscher Politik zu bestätigen gewusst: Wenn es um Israels Sicherheit geht, dann gelten andere Maßstäbe als im Umgang mit anderen Staaten. In Artikeln von »Spiegel« und »ZEIT« ist mit gleichem Tenor zu lesen, bei Rüstungsexporten sei das deutsch-israelische Verhältnis angesichts der Shoah »seit je ein besonderes«, und die Bundesregierungen hätten sich stets an eine »ungeschriebene Lex Israel« gehalten. Auch verschiedene Fachaufsätze legen die Wahrnehmung nahe, in der Rüstungsexportpolitik der Bundesrepublik habe der jüdische Staat fortwährend einen Ausnahmestatus genossen.
Inhaltliche Differenzen gibt es lediglich in der Frage, wie die unterstellte Tradition deutscher Waffenhilfe für Israel zu bewerten sei. Teils wird sie als versöhnungspolitische Errungenschaft gewürdigt, teils aus einer rüstungskritischen oder auch israelkritischen Haltung missbilligt. Daraus entsteht ein fragwürdiges Gesamtbild. Deshalb empfehle ich z. B. sich mit dem Aufsatz Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, online, https://zeithistorische-forschungen.de/3-2019/5793, https://doi.org/10.14765/zzf.dok-1730, zu beschäftigen. Die drei im Aufsatz beschriebene Aspekte tragen zu einer differenzierteren Sicht bei. Die Frage, inwiefern Westdeutschland unter sozialliberaler Führung zur israelischen Rüstung beitrug, ist umso wichtiger, als die Beziehungen zwischen Bonn und Jerusalem gerade in jener Zeit teils schwere Krisen erfuhren. Verantwortlich dafür waren unter anderem Differenzen in der Palästinenserfrage sowie bundesdeutsche Beiträge oder Überlegungen zu Waffenlieferungen an arabische Staaten, vor allem ab 1977, als in Jerusalem die rechtsgerichtete Regierung von Likud-Chef Menachem Begin amtierte. Die heutige Situation im Konflikt zwischen Israel und Palästina fordert zum Nachdenken und Bewertung aller wichtigen Aspekte der Beziehungen, wobei auch vier von vielen wichtigen Fragen beantwortet werden sollten.
Vier Fragen
Als die ersten Zionisten erklärten, dass sie ihr Land im Nahen Osten haben wollten, leisteten die Juden Widerstand. Die meisten Juden und die meisten Rabbiner waren überzeugte Antizionisten. Sie hielten den Zionismus für unvereinbar mit dem Judentum. Das galt bis zum Zweiten Weltkrieg. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Zahl der Antizionisten unter den Juden zurückgegangen. Aber auch heute noch sind viele orthodoxe Juden in Jerusalem antizionistisch. Deshalb im Kontext des heutigen Konflikts ist zu fragen:
- Wie hat sich die Geschichte der jüdischen Identität verändert?
- Welche Rolle spielte der Zionismus bei ihrer Gestaltung?
- Was hat die jüdische nationale Identität mit den europäischen Nationalismen gemeinsam?
- Und was bedeutet es heute, ein Postzionist zu sein?
Shlomo Sand (Hebrew: שלמה זנד; 1946)
Ich empfehle sich mit den Arbeiten, einschließlich The Invention of the Jewish People, (Original in Hebrew as Matai ve’eich humtsa ha‘am hayehudi?) und Aussagen des bereits am Anfang erwähnten Professors Shlomo Sand, als Referenz bekannt zu machen:
While acknowledging “the affinity between Jews and the holy land,” Sand has said that “I don’t think the religious affinity to the land gives you historical right.” Still, he supports Israel’s existence “not because of historical right, but because of the fact that it exists today and any effort to destroy it will bring new tragedies.” He explained that he does not call himself a Zionist, but “a post-Zionist and non-Zionist because the justification of this land is not historical right.” (Weiss, Philip (13 December 2012). “Shlomo Sand on Zionism, post-Zionism, and the two-state solution”. Archived from the original on 24 December 2013).
In der erwähnten Arbeit verglich Sand die Palästinenser mit Kindern, die vergewaltigt wurden, und sagte: Israel “raped a population. And not only a population – we destroyed this society, in constituting the Israeli state.” “Israel has to be, the state of Israelis. That is the only way we can continue to live in the Middle East.” Er argumentiert, dass die Juden vor Hitler mit überwältigender Mehrheit gegen den Zionismus waren und dass es bei dem Konzept von “Eretz Israel” nicht um eine irdische Heimat ging, sondern um etwas Spirituelleres. Er lehnt die Ein-Staaten-Lösung auch deshalb ab, weil sie”very very popular in leftist circles” ist, und es ist “nicht ernst zunehmen“, weil Israelis, being “one of the most racist societies in the western World.” Sand befürwortet eine “Zwei-Staaten-Lösung an den Grenzen von 1967, die die meisten Siedler ausschaltet. Ich glaube nicht, dass das ein großes Problem sein wird.”
In seiner Arbeit argumentiert Sand, dass es so etwas wie ein jüdisches Volk im ethnischen Sinne nicht gibt und dass die gesamte historische Geschichte der Juden, wie wir sie alle kennen, in Wirklichkeit ein Konstrukt ist, das in den Köpfen der Zionisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboren wurde. Sand widerlegt den Eckpfeiler des Zionismus, nämlich dass die heutigen Juden, ob sie nun in Israel oder anderswo leben, die direkten Nachkommen einer Nation sind, deren ursprüngliche Heimat das Territorium des alten Palästina ist und die im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. von den Römern aus ihrer Heimat vertrieben wurde, nur um nach fast zweitausend Jahren Weltwanderung in das “Gelobte Land” zurückzukehren.
An dieser Stelle erlaube ich mir anzumerken, dass es in der Tat nie zu einer Zwangsvertreibung aus dem Gelobten Land gekommen ist. Die Römer praktizierten keine Massenvertreibungen. Es gibt keine Beweise dafür, dass Juden Palästina in Massen verließen und ins Exil gingen. Das Exil ist ein Mythos, der nicht von Juden, sondern von der christlichen Tradition geboren wurde.
Nationen erfinden ihre Geschichte, das ist im Allgemeinen wahr, und Juden sind nicht erfinderischer als andere Nationen. Und wenn Sand vom Staat Israel als einem Kind spricht, das durch Vergewaltigung gezeugt wurde, fügt er sofort hinzu, dass ein solches Kind auch ein Recht auf Leben hat. Auch in dieser Hinsicht sind die Juden bzw. der Staat Israel nicht schlechter als andere Staaten.
Tatsächlich wurden viele andere Länder auf dem Planeten – wenn nicht sogar alle – auf der Grundlage moralisch inakzeptabler oder empirisch fehlerhafter Argumente geschaffen, die von ihren Gründern verwendet wurden, um Gewalt gegen Gruppen zu rechtfertigen, die sich ihnen in den Weg stellten. Im Kontext des Argumenten und des Krieges im Nahen Osten empfehle ich sich an die Gesichte der Gründung der Türkei vor 100 Jahren erinnern (1923). Jeder, der daran interessiert ist, den heutigen Nahen Osten zu verstehen, sollte deshalb Sand’s Buch lesen.
Heutiger Krieg
Zuerst muss gesagt werden, dass viele Angaben und Informationen zum Kriegsgeschehen mit denen wir konfrontiert sind, stammen von israelischen oder palästinensischen Behörden und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen. Eine komplette eigene Recherche ist nicht mir aus objektiven Gründen nicht möglich. Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg, bewerte ich nicht als erste Quelle oder gleichwertig einem Originaldokument. Was wir wissen und von was wir ausgehen müssen lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Die israelische Armee ist mit Soldaten weiterhin in Gaza aktiv, Regierung und Militär vermeiden es aber von einer “Bodenoffensive” zu sprechen.
- Das israelische Militär kündigt an, dass Hilfslieferungen im Süden des Gazastreifens am Sonntag ausgeweitet werden sollen.
- Israels Premierminister Netanjahu gibt den Sicherheitsbehörden die Schuld an den Terroranschlägen der Hamas – und bekommt dafür Kritik.
- Internet und Telefon im Gazastreifen funktionieren offenbar wieder.
- Nach Angaben des UNRWA drangen die Menschen in mehrere Lagerhäuser und Verteilungszentren im mittleren und südlichen Gazastreifen ein. Die Bewohner erbeuteten u. a. Mehl und Hygieneartikel.
- Die Massenumsiedlung von Menschen aus dem Norden des Gazastreifens in den Süden hat die Gemeinden unter Druck gesetzt und eine zusätzliche Belastung für die bröckelnden öffentlichen Dienste dargestellt, heißt es in der Erklärung. Einige Familien mussten bis zu 50 Verwandte aufnehmen, so das UNRWA.
- Nach Angaben der Agentur trafen im Laufe der Woche mehr als 80 Lastwagen im Gazastreifen ein; am 28. Oktober fand aufgrund eines Stromausfalls kein Konvoi statt. Laut White ist das derzeitige System “zum Scheitern verurteilt”. Er verwies auf die unzureichende Anzahl von Lastwagen, die strengen Kontrollen, die nicht konformen Lieferungen des UNRWA und das anhaltende Verbot von Treibstoff.
- UN-Generalsekretär António Guterres kam zum Kontrollpunkt, um die Lieferung der humanitären Hilfe persönlich zu überwachen. Die UNO schätzt, dass etwa 100 Lastwagen pro Tag benötigt werden, um den Bedarf in Gaza zu decken.
- Israels Krieg mit Palästina wird sehr, sehr lang sein und nicht mit einer Bodenoperation enden. Diese Prognose stellte der ehemalige Leiter des Geheimdienstes Mossad, der politisch-militärischen Direktion des israelischen Verteidigungs-Ministeriums Zohar Palti, in einem Interview mit dem italienischen TV Rai1 auf.
Es wird ein sehr, sehr langer Krieg sein. Diejenigen, die glauben, dass er mit einer Bodenoperation enden wird, irren sich.
- Ihm zufolge gibt es kein Zeitlimit, die letzte Intifada dauerte 3 oder 4 Jahre. Wir werden kämpfen, bis wir sicher sind, dass sich ein Tag wie der 7. Oktober nicht wiederholen wird“, fügte Palti hinzu.
- Am 28. Oktober kündigte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu den Beginn der zweiten Phase des Krieges an. Als Ziel nannte der Politiker die Zerstörung der palästinensischen Bewegung Hamas und die Freilassung von Geiseln. Die Worte Netanjahus werden von The Guardian wiedergegeben. Dies ist die zweite Phase des Krieges. Unsere Forderungen sind ganz klar – die militärische und staatliche Macht der Hamas zu zerstören und die Opfer nach Hause zu bringen.
- Er fügte hinzu, dass die Verbündeten in den westlichen und arabischen Ländern die Ziele von Israels Krieg gegen die palästinensische Bewegung verstehen und dem jüdischen Staat den Sieg wünschen.
- Premierminister Netanjahu versprach, alle Gefangenen freizulassen. Der Vertreter des militärischen Flügels der palästinensischen Bewegung Abu Obeida forderte die Freilassung aller palästinensischen Gefangenen im Gegenzug für Israelis.
- Der verstorebene russische Politiker Schirinowski hat seinerzeit gesagt: Die USA müssen China schwächen. Im Falle eines Angriffs auf den Iran werden die Ölpreise auf 200 Dollar pro Barrel ansteigen. Vor diesem Hintergrund, so der Politiker, werde die chinesische Wirtschaft zusammenbrechen, auch die EU-Wirtschaft werde nicht standhalten. All diese Vorgänge, so Schirinowski, werden von Israel beschleunigt, das den Iran fürchtet. Er fügte hinzu, Tel Aviv fürchte die Aufrüstung und das Wachstum der jungen Bevölkerung des Nachbarlandes.
- Die israelische Stadt Lod droht zum nächsten Kriegsschauplatz zu werden und seit der Hamas-Terrorattacke schlägt der muslimischen Bevölkerung Israels noch größeres Misstrauen ihrer jüdischen Mitbürger entgegen. Doch auch die palästinensischen Israeli fürchten sich vor Vergeltungsaktionen der Juden.
- Die UNO ist und bleibt gegenüber Israel parteiisch. Jedes Mitglied der UNO sollte genau hinschauen, welcher Resolution der Vereinten Nationen sie zustimmt.
- Palästinensische Medien berichten über heftige Luftangriffe im Norden des Gazastreifens. Dabei sei die Umgebung von zwei Krankenhäusern in Gaza-Stadt getroffen worden. Im Süden gebe es Kämpfe in der Nähe von Khan Yunis.
- Am Sonntagabend drang ein Mob in den Flughafen von Machatschkala (Dagestan) in ein. Der Mob suchte dort nach jüdischen Passagieren, die mit einer Maschine aus Tel Aviv eingereist waren. Der Flughafen wurde vorübergehend geschlossen. Anmerkung des Autors: eine Provokation seitens Ukraine kann nicht ausgeschlossen werden.
- Tisíce Židů obsadily newyorské nádraží Grand Central Station a vyzvaly k příměří v Gaze.
- Am Samstagabend schrieb Premierminister Benjamin Netanjahu im sozialen Netzwerk X, die Sicherheitschefs hätten ihn nicht vor einem bevorstehenden Hamas-Angriff gewarnt. Dies rief scharfe Kritik am Premierminister hervor. Die Gegner waren der Ansicht, er versuche, sich der Verantwortung für die Katastrophe zu entziehen und die Schuld auf die Sicherheitsbeamten abzuwälzen.
- Neun Stunden später löschte Netanjahu seinen Beitrag, doch der Skandal geht am Sonntag weiter. Vor allem der israelische Oppositionsführer Yair Lapid gehörte zu den Politikern, die über Netanjahu verärgert waren, während das Büro des Premierministers behauptete: Alle Sicherheitsbeamten, einschließlich des Leiters des militärischen Nachrichtendienstes und des Leiters von Shabak, sind zu dem Schluss gekommen, dass die Hamas zurückhaltend ist und eine Einigung anstrebt. Diese Einschätzung wurde dem Premierminister und dem Kabinett von allen Sicherheitskräften und Geheimdiensten bis zum Ausbruch des Krieges immer wieder vorgelegt.
- Vor dem Hintergrund verschärfter Feindseligkeiten und dem Tod zahlreicher palästinensischer Zivilisten forderten Kairo, Ankara und später auch Riad Tel Aviv auf, die Feindseligkeiten zu beenden und auf eine umfassende Aktion im Gazastreifen zu verzichten.
- Israel, wie bist du hier gelandet? Wie seid ihr hierher gekommen? Ihr seid ein Besatzer. Der Westen ist euch etwas schuldig. Wir schulden euch nichts. (…) Jedes Land hat das Recht, sich zu verteidigen, aber wo bleibt die Gerechtigkeit? Es gibt ein Massaker in Gaza, sagte der türkische Präsident Erdogan an einer Pro-Palästina-Kundgebung mit Tausenden von Teilnehmern auf dem Istanbuler Atatürk-Flughafen. Er trug einen Schal mit den Flaggen der Türkei und Palästinas.
- Zuvor hatte Erdogan Israel aufgefordert, seinen “Wahnsinn” sofort zu beenden und die Angriffe auf den Gazastreifen einzustellen. Darüber hinaus erklärte Erdogan: Wir werden unsere Aufrufe verstärken und lautstark verkünden, dass wir an der Seite des palästinensischen Volkes gegen die israelische Unterdrückung stehen. …Die westlichen Länder trügen einen Teil der Verantwortung für die humanitäre Lage im Gazastreifen, weil sie nicht zu einem Waffenstillstand aufgerufen hätten. Er bezeichnete das Geschehen im Gazastreifen als Massaker und Barbarei.
- Der türkische Staatschef wies darauf hin, dass das Vorgehen Israels schon lange nicht mehr der Selbstverteidigung diene. Der Westen hat Tränen über die Ukraine vergossen, aber er schweigt, wenn er sieht, wie viele unschuldige Menschen in Gaza getötet werden. Dies könnte auf einen neuen Kreuzzug der USA und Europas gegen islamische Länder hindeuten, sagte der Präsident Recep Tayyip Erdogan in seiner Rede auf der “Großen Palästinensischen Kundgebung” in Istanbul, an der sich etwa 1,5 Millionen Istanbuler versammelt hätten. und setzte fort: Hallo Westen, ich wende mich an dich: Willst du den Kampf zwischen Kreuzfahrern und Halbmond wieder aufnehmen?
- Die USA unterstützen ein entschlossenes Vorgehen gegen die Hamas. Aber Präsident Biden mahnt auch zur Besonnenheit. Deshalb sandte er Militärberater mit Erfahrungen im Häuserkampf im Irak nach Israel. Sie wissen, dass Städte sehr viele Truppen «aufsaugen» können.
- Vielleicht möchte Musk diese Entscheidung von der Freilassung unserer entführten Kinder, Söhne, Töchter, alten Menschen abhängig machen? Sie alle! Bis dahin bricht meine Abteilung alle Verbindungen zu Starlink ab, schrieb der Leiter des israelischen Ministeriums für Kommunikation, Shlomo Kar’i, in seinem Microblog-Post.
- Der Internationale Strafgerichtshof hat Fälle von Verbrechen gegen Palästinenser dokumentiert, sagte der palästinensische Regierungssprecher Ibrahim Milhem dem Fernsehsender Al-Qahera al-Ekhbariya.
- Der niederländische Migrationsexperte Ruud Koopmans sagte zu NZZ-Chefredaktor Eric Gujer: Die europäische Asylpolitik ist humanitär ein Schandfleck, innenpolitisch ein Zankapfel, und sicherheitspolitisch eine große Herausforderung.
Ich erinnere an den schweizerischen Schriftsteller Max Frisch und sein Theaterstück „eine Farce“. Worin besteht diese Farce? Sie besteht, unter anderem, darin: Der Kaiser von China verkündet an einem Festtag – zur Friedenssicherung – den Bau einer gigantischen Mauer. Sie soll, so die kaiserliche Erklärung dazu, einen historischen Zweck erfüllen; sie soll ein Bollwerk bilden, sie soll die Zeit aufhalten und sie soll die Zukunft verhindern. Es handelt sich um Die chinesische Mauer aus dem Jahre meiner Geburt, 1946. Die chinesische Mauer wird europäisch adaptiert: Sie wird nicht aus Steinblöcken, sondern aus Paragrafen und Stacheldraht gebaut, aus rassifizierter Prävention und Repression, aus Hartherzigkeit und Hartleibigkeit. Es gibt eine Politik der Illegalisierung von Flüchtlingen, von der nur die aus der Ukraine ausgenommen sind, und dabei wird vergessen, dass Gewalt beginnt mit Worten.
Operative Einschätzung
Die israelische Militärführung bemüht sich, die Risiken abzuschätzen und zu minimieren, denen die IDF bei Kämpfen im dichten Stadtgebiet von Gaza ausgesetzt sein werden, das mit Tunneln übersät ist, in denen bis zu 40.000 schwer bewaffnete Kämpfer der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihadisten leben.
Wenn sie in der Stadt kämpfen, müssen sie damit rechnen, dass auf der Seite der Verteidiger alles gegen sie spielt. In Gaza wird dies durch die Tatsache verschärft, dass es ein riesiges Netz von unterirdischen Gängen gibt, die zu verschiedenen Orten führen. Es kann also sogar passieren, dass die Terroristen hinter ihrem Rücken auftauchen. Es ist also sehr riskant, zumal es auch 220 Geiseln gibt, die irgendwo im Gazastreifen sind. Das sind alles Faktoren, die gegen die Israelis sprechen, und deshalb gehen die Israelis sehr vorsichtig vor.
Gleichzeitig wird eine Beteiligung des Irans an dem Konflikt praktisch ausgeschlossen. Es sollte jedoch bedacht werden, dass die Islamische Republik seit langem Methoden der “hybriden Kriegsführung” praktiziert und es vorzieht, mit Hilfe eines Netzwerks ausländischer pro-iranischer Formationen “by proxy” zu kämpfen.
Es gibt auch andere Bedrohungen, die Israel dazu zwingen könnten, bedeutende Kräfte an die Nordfront zurückzuziehen, wo es bereits zu einem intensiven Schusswechsel zwischen den IDF und der libanesischen Schiitengruppe Hisbollah gibt. Die Hisbollah allein kann bis zu 50.000 Kämpfer aufbieten, die gut bewaffnet sind und über umfangreiche Kampferfahrung verfügen, die unter anderem durch die Teilnahme am Zweiten Libanonkrieg 2006 und am syrischen Bürgerkrieg 2012-2020 erworben wurde.
Abgesehen von der nordlibanesischen Front können Israel und seine Verbündeten, vertreten durch die Vereinigten Staaten, jedoch auch mit der “Öffnung” anderer Fronten rechnen, an denen bereits eine allmähliche Eskalation stattfindet. Darüber schrieb ich in meinem am Anfang erwähnten Beitrag – Keine Überraschung, kein Zufall und nannte vier Kriegsfronten.
Israel mag den Krieg gewinnen, aber nichts vom Sieg haben. Eine Umsiedlung von großem Teil der Israelis nach Europa darf genauso erwartet werden, wie der Verlust des Image Israels als das Land des technologischen Fortschritts, Innovation und der nahöstlichen Demokratie.
Europa, vor allem die EU, wird ebenso zu den Verlierern des Krieges. Eingemauert aus Angst und mangels einer Vision, sie verändert sich weiter im Inneren: Eingemauerte Menschen verlieren ihr Selbstbewusstsein. Je mehr eine Zivilisation sich einmauert, umso weniger hat sie am Ende zu verteidigen.
Die USA werden eine Weile die Geschäftsgewinner und auf Dauer die Verlierer des Vertrauens in der Welt sein. Es wird sich bestätigen, was Henry Kissinger gesagt hat: Es mag gefährlich sein, Amerikas Feind zu sein, aber es ist tödlich, Amerikas Freund zu sein.
Dies ist der Fall in der Ukraine: Das Land stirbt gerade, weil die Vereinigten Staaten das unmögliche Ziel einer NATO-Mitgliedschaft anstreben, Europa trage eine Teilverantwortung für den Angriff von Hamas-Mitgliedern auf Israel, sagte der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger in einem Interview mit Welt TV.
Die derzeitige Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Palästina berge die Gefahr einer Verschärfung der Situation, sagte er. Der ehemalige US-Diplomat Kissinger argumentierte, dass das wahre Ziel der Hamas im Zusammenhang mit dem Anschlag darin bestehe, die arabische Welt gegen Israel zu mobilisieren und Friedensgesprächen aus dem Weg zu gehen. Vor diesem Hintergrund forderte er die europäischen Behörden auf, Drittmächte vor einer Einmischung in den Konflikt zu warnen und ihnen mit Konsequenzen zu drohen, weil der derzeitige Konflikt dazu führen könnte, dass die Situation eskaliert und sich die arabischen Länder aufgrund des öffentlichen Drucks anschließen. Dann werden wir dort enden, wo wir 1973 waren. Aber 1973 hatten wir das Glück, dass Sadat ein arabischer Führer mit einer Zukunftsvision war, die es ermöglichte, ein Friedensabkommen mit ihm zu schließen, und die der Schlüssel zu einem ähnlichen Abkommen mit Syrien war.
Obwohl nach den offiziellen Dokumenten und Erklärungen der Politiker, einschließlich des Präsidenten Putin, der Schlüssel zur Lösung des Konflikts die Schaffung eines souveränen, unabhängigen palästinensischen Staates, eines vollwertigen palästinensischen Staates ist, aber nach meiner persönlichen Bewertung der Fakten (kein Vertrauen mehr in Diplomatie, Verträge und Versprechen der Politiker), des Handeln (nicht proportionelle und nah der kollektiven Schuld) und der Erfahrung, nach dem Kriegsende es kein vollwertiger palästinensischer Staat geben wird.
Humanitäre Kriegsfolgen
Es bricht einem das Herz, wenn man die Brutalität sieht, die Kinder jeden Tag aufgrund des israelischen Beschusses erleben müssen. Sie sehen es nicht nur, sie erleben es. Niemand kann heute die genaue Zahl der unschuldigen Opfer nennen.
Diejenigen, die seit jeher heuchlerische Verfechter der Menschenrechte sind, verurteilen das Vorgehen beider Kriegsseiten nicht gleich. Somit gewähren einer Seite die Unterstützung. Aber was soll ich – als Vater, diesen Kindern sagen? Können überhaupt Worte und Wörter Kinder trösten, die erschöpft sind, weil es ihnen an Nahrung und Wasser fehlt, und die unter Bomben leiden? Und auch erklären, dass viele der Politiker und Viele der westlichen Öffentlichkeit eine der wichtigsten Fragen ignorieren: Warum gibt es Weltkriege?
Wir Senioren haben in der Schule gelernt haben – wegen unlösbarer Widersprüche. Dabei hängt es von der Interpretation ab, was für Widersprüche das sind. Einige würden sagen: wirtschaftlich, einige würden sagen: imperialistisch. Andere würden sagen, ideologische.
Anthropologische Widersprüche und Singularität
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts konnten zwei Arten von Menschen auf dem europäischen Kontinent nicht mehr friedlich koexistieren: der alte Untertanenmensch und der neue Bürgermensch. Die ersteren lebten in Imperien, die letzteren in Republiken, auch wenn eine davon als britische Monarchie getarnt war. Das Russische Reich ist vom Weg abgekommen und auf der Seite der Bürger in den Krieg eingetreten. Und wie sieht es heute aus?
Heute ist es noch schlimmer. Warum? Es hat sich ein unlösbarer Konflikt entwickelt zwischen denen, die sich damit zufrieden geben, ein, sagen wir mal, traditioneller Mensch zu bleiben, und denen, die mit aller Kraft nach Posthumanität streben. Auch wenn es quantitativ nicht so viele Letztere gibt, so gibt es doch immer mehr Intellektuelle, die die Zukunft als Cyborgisierung des Menschen, als seine Verschmelzung mit dem Computer sehen. Und dieses Bestreben hat eine erstaunliche, in der Geschichte der Menschheit noch nie dagewesene Situation geschaffen, in der nicht mehr klar ist, was für das Schicksal der Menschheit gefährlicher ist – Krieg oder Frieden. Denn eine weitere friedliche Entwicklung in dieselbe Richtung birgt eine noch nie dagewesene Gefahr. Es ist ein Paradoxon.
Inmitten all der Feindseligkeiten, die sich immer weiter über den Planeten ausbreiten, haben die meisten Menschen eine beispiellose Warnung aus dem letzten Frühjahr vergessen. Eine Gruppe sehr einflussreicher und sachkundiger Personen (CEO von Tesla, SpaceX und X, Ilon Musk, der Mitbegründer von Pinterest, Evan Sharp, und der Mitbegründer von Apple, Steve Wozniak, sowie eine Reihe weniger der breiten Öffentlichkeit bekannter Experten und Forscher) veröffentlichten einen offenen Brief, in dem sie fragten – Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Nachrichten mit Propaganda überfluten? Sollten wir alle Jobs automatisieren? Sollten wir nicht-menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen sind, uns überlisten, überflüssig machen und ersetzen können? Sollten wir riskieren, die Kontrolle über unsere Zivilisation zu verlieren? und die Forschungszentren für künstliche Intelligenz (KI) auffordern, das Training von Systemen, die leistungsfähiger als GPT-4 sind, für mindestens sechs Monate einzustellen. Sollten sie sich weigern, forderten sie die zuständigen Regierungen auf, einzugreifen.
Und danach gab Eliezer Yudkowsky, ein bekannter KI-Experte, eine panische Erklärung ab und betonte, dass der Prozess der Entwicklung neuer Algorithmen von niemandem kontrolliert wird. Und das Entstehen einer KI, die, wenn schon kein Selbstbewusstsein (niemand kann wirklich formulieren, was Bewusstsein ist), so doch, sagen wir, ein unabhängiges Interesse besitzt, zu einer Bedrohung für das Leben auf der Erde zu werden. Wenn jemand unter den gegenwärtigen Bedingungen eine zu mächtige KI erschafft, erwarte ich, dass bald darauf jedes Mitglied der menschlichen Rasse und alles biologische Leben auf der Erde sterben wird.
Einer kann fragen und sagen: Warum die Panik? Der Fortschritt ist großartig! Aber die große Mehrheit der Erdbewohner weiß nicht einmal, was Singularität ist. Eine Reihe von Experten und Zukunftsforschern sagen ihr baldiges Kommen voraus, buchstäblich innerhalb der nächsten Jahre. Rey Kurzweil hat das Jahr 2045 genannt. Aber was ist diese Singularität?
In der Astrophysik ist es ein Punkt, der bei der Entstehung schwarzer Löcher auftritt und an dem die physikalischen Gesetze unseres Universums nicht mehr gelten. Posthumanistischen Denkern zufolge wird die Singularität durch das Auftauchen einer übermenschlichen Computerintelligenz gekennzeichnet sein, die alle Probleme der Menschheit lösen wird. Zugleich läutet sie das Ende der menschlichen Ära ein. Die meisten Autoren verweisen auf den 1965 erschienenen Aufsatz Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine des britischen Mathematikers Irving John Good als Urheber der Idee der Superintelligenz. Einzelne Elemente der Singularitätsidee wie der undurchdringliche Ereignishorizont, die Grenze und die ständige Beschleunigung des Fortschritts werden historisch und kulturell kontextualisiert.
Das Problem ist nicht nur die Singularität, aber auch der Progressivismus, die Eitelkeit und Gier: einige sehnen sich nach der so genannten technologischen Singularität, andere versuchen, sie zu verhindern. Worin besteht also die Einzigartigkeit dieser Bedrohung?
Sie liegt in der Tatsache, dass die Mehrheit der Menschheit sich dieser glänzenden Aussichten nicht nur nicht bewusst ist, sie sich nicht nur kaum vorstellen kann, sondern natürlich auch weder mündlich noch schriftlich ihr Einverständnis zu einer unumkehrbaren Veränderung ihres Lebens mit völlig unvorhersehbaren Folgen gegeben hat.
Mit anderen Wörtern: Es ist nicht der Fortschritt im Dienste des Menschen, sondern der Mensch selbst ist nur ein Element, nur eine Phase des Fortschritts, die ihn überwinden und in eine absolut unmenschliche Zukunft stürzen wird. Die Anhänger der Singularität erwarten Unsterblichkeit zu erlangen (begrenzt nur durch den Tod des Universums selbst), in dem sie tatsächlich aufhören, biologische Wesen zu sein. Und das ist keine Übertreibung. Einige Entwickler sprechen ernsthaft von der Tatsache, dass der Mensch vielleicht nur eine Stufe in der Evolution des Geistes ist. Und seine Aufgabe war es, eine KI zu erschaffen, die sich von selbst weiterentwickeln wird. Das heißt, könnte es nicht seine Wahrnehmung von sich selbst als das Bild Gottes zu erschüttern? Und hier sehen wir, dass die Idee des Fortschritts als Zweck und Sinn der menschlichen Existenz im 18. Jahrhundert, als die Französische Revolution den Untergang von Europa einläutete, wie ich seit Jahren behaupte, und mit Hilfe der Guillotine erklärte, dass der Mensch ein stolzer Klang ist. Und das Ebenbild Gottes zu sein, ist unprogressiv, und nicht fortschrittlich.
An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass die Menschheit übrigens Jahrtausende lang ganz ohne den Gedanken des Fortschritts gelebt hat. Und nun, gerade einmal zweieinhalb Jahrhunderte sind vergangen und es wird dem Menschen erklärt, dass es für ihn an der Zeit ist, die Subjektivität ganz aufzugeben und sein Schicksal der künstlichen Intelligenz zu überlassen, weil sie wieder fortschrittlich ist. Zumal mit dem Fortschritt niemand streiten kann. Aber es soll nicht vergessen werden, dass im Kontext von Krieg, Frieden und Fortschritt ein grundlegender Irrtum vorliegt.
Der Mensch ist ein intelligentes Wesen, aber er ist nicht immer intelligent, das heisst verantwortlich.
Ein Beispiel für viele: Ray Kurzweil, Gründer und Leiter der Singularity University, die von der NASA und Google mitbegründet wurde. Er ist jetzt 75 Jahre alt. Und er will wirklich nicht sterben. Offene Quellen berichten, dass er ein spezielles Regime mit Hunderten von Pillen, intravenösen Infusionen und anderen Methoden anwendet, um sein Leben zu verlängern. Mit welchem Ziel? Er selbst antwortet: Ich warte darauf, dass die künstliche Intelligenz Nanoroboter und andere Technologien entwickelt, die mich nicht nur am Leben erhalten, sondern radikal erneuern können. Und er ist sicher, dass er diesen Punkt mit seinen Ergänzungen erreichen wird, dass er nahe dran ist. Und was haben die Risiken und das Schicksal der Menschheit damit zu tun, wenn es um persönliches, vorübergehendes Leben geht?
Laut Ray Kurzweil, Erfinder und Zukunftsforscher, Autor des Bestsellers The Singularity is Near, handelt es sich um “eine Periode in der Zukunft, in der das Tempo des technologischen Fortschritts so hoch ist und die Auswirkungen der Technologie so tiefgreifend sind, dass das menschliche Leben unwiderruflich umgestaltet wird. Und sowohl er als auch seine Befürworter geben ehrlich zu, dass es, wie im Fall des Schwarzen Lochs, absolut unmöglich ist, zu beschreiben, was passieren wird, nachdem die KI den so genannten Turing-Test bestanden hat, d. h. ihr ein Bewusstsein zuerkannt wird (was auch immer das bedeutet).
Fazit
Es lohnt sich, noch einmal an Dostojewski zu erinnern. Der Held von Notizen aus dem Untergrund sagt: Soll das Licht ausfallen, oder soll ich keinen Tee trinken? Ich werde sagen, dass das Licht ausfallen soll, aber dass ich immer Tee trinken soll. Shakespeares große Prophezeiung in Macbeth wird wahr: Die Erde gebiert wie das Wasser Gaza. Und es waren blutige Blasen der Erde.
Zustimmung nicht nötig. 30.10.2023
Jan Campbell ist deutscher Staatsbürger tschechischer Nationalität, ein Analytiker. Er wurde 1946 geboren. Bis November 2014 leitete er Campbell Concept UG Bonn und arbeitete als Assistenzprofessor an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Wirtschaftsuniversität Prag. Bis zu der Pandemie arbeitete er zudem als Gast an ausländischen Universitäten, Anfang der 1990er Jahre leitete unter anderem das EU-Koordinierungsbüro für das TACIS-Programm und war als Berater der EU bei zwei Ministerpräsidenten der Kirgisischen Republik tätig. Er arbeitete auch in einer Reihe weiterer Länder, darunter in Großbritannien, Italien, der Schweiz, Malaysia, der UdSSR, Kirgisistan, Kasachstan, Rußland, der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland. In Rußland erhielt er den Ehrentitel eines Professors an der Ural State Agrarian University. In der Slowakei gewann er 2014 den Goldenen Biatec Award für „Völlig neue Perspektiven auf vergangene und gegenwärtige Ereignisse in in – und ausländischen Medien, insbesondere aber in seiner beruflichen Praxis in einer Reihe von internationalen und nationalen öffentlichen und privaten Organisationen.