Vorwort
Am 19. März fanden in Kasachstan vorgezogene Wahlen der Abgeordneten der Mazhilis des Parlaments der Republik Kasachstan und der Maslikhats statt. Über die Ergebnise habe ich in mehreren deutsch,- und tschechischsprachigen Medien berichtet. Heute werde ich mich auf einige der wichtigsten Teile der Ansprache des Staatspräsidenten Kassym-Schomart Tokajew an das kasachische Volk “Wirtschaftskurs des gerechten Kasachstan” konzentrieren.
Die Ansprache des Staatspräsidenten Tokajew, die ein Dokument von 30 Übersetzungsseiten darstellt, und mit der Gemäß Artikel 59 der Verfassung der Republik Kasachstan die zweite Sitzung des Parlaments der VIII. Einberufung am 1. September 2023 eröffnet wurde, habe ungefähr eine ganze Stunde gedauert.
Es darf konstatiert werden, dass nach den Wahlen im Frühjahr sich die Zahl der Parteien im Parlament erhöht, und die Zusammensetzung der Abgeordneten sich erheblich verändert hat. Die Parlamentarier haben während des Sommers ebenso eine große Arbeit geleistet. In nur zwei Monaten besuchten sie mehr als 1.200 Gemeinden und trafen sich mit Wählern, um sich mit der Situation vor Ort vertraut zu machen. Das Land ist zum Modell einer Präsidialrepublik mit einem starken Parlament übergegangen. Damit hat sich die Formel “starker Präsident – einflussreiches Parlament – rechenschaftspflichtige Regierung” noch mehr verfestigt.
Unter der Voraussetzung, dass die Formel “starker Präsident – einflussreiches Parlament – rechenschaftspflichtige Regierung” umgesetzt wird, wozu die Ansprache des Staatspräsidenten Tokajew geradezu in mehreren Teile direkt und indirekt auffordert, dürfte man beobachten, wie Kasachstan durch die Entwicklung von Kultur, Bildung und Wissenschaft zum untrennbaren Teil der offenen modernen Welt sein könnte.
Es darf aber nich vergessen werden, dass der Weg zum Ziel nicht leicht sein wird. In Kasachstan, wie überall in der Welt gilt, wenn die Anstrengungen von Bürgern, Unternehmen und Regierungsvertretern vereint werden könnten und das bestehende Entwicklungsmodell des Staates grundlegend verändert wird, dürfte es möglich sein das neue Ziel zu erreichen. Auch dann, wenn die Situation in der Welt sehr kompliziert ist und die Menschheit vor verschiedenen Herausforderungen steht. Hier denke an die verschiedenen Naturkatastrophen, Strom- und Nahrungsmittelknappheit, Inflation, Preissteigerungen und die steigende Anzahl von bewafneten Konflikten zwischen verschiednen Staaten. All dies hat jetzt schon negative Auswirkungen auf Kasachstan und wird es auch in der Zukunft haben. Es bietet deshalb eine sehr interessante Frage, die die Ansprache des Staatspräsidenten Tokajew indirekt aufwirft, aus objektiven Gründen aber nicht beantworten kann: Wie unter den Bedingungen globaler Turbulenzen und Unsicherheiten kann der gewählte Kurs konsequent weiterverfolgt werden?
Maßnahmen, die sich auf die Lebensqualität der Bevölkerung bereits ausgewirkt haben
Zum heutigen Tag sind die meisten der Initiativen des Staatspräsidenten Tokajew in die Praxis umgesetzt worden, und eine Reihe von ihnen befindet sich im Prozess der Umsetzung.
So haben sich beispielsweise die Gehälter der Lehrer seit 2020 verdoppelt. Auch die Gehälter von Ärzten sind erheblich gestiegen, und ihre Einkommen liegen nun deutlich über den Durchschnittsgehältern im Land. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit erhalten, einen Teil der Ersparnisse aus der Altersvorsorge zu nutzen. Diese Maßnahme hat sich positiv auf das Wohlergehen von rund einer Million Menschen ausgewirkt und ihnen ermöglicht, ihre Wohnungsprobleme zu lösen. Andere Probleme wurden in verschiedene Projekte integriert.
Zum Beispile imm Rahmen des Projekts “Komfortable Schule” werden etwa 400 Schulen gebaut. Mehr als 300 Gesundheitseinrichtungen werden in ländlichen Gebieten gebaut. Das Projekt “Nationaler Fonds für Kinder” wurde bereits ins Leben gerufen. In dessen Rahmen ab dem neuen Jahr Gelder auf die Konten der Kinder fließen werden. Acht Millionen Hektar ungenutztes oder unrechtmäßig vergebenes Land wurden in Staatseigentum zurückgeführt. In Zahlen ausgedrückt: das BIP Kasachstans ist auf 104 Billionen Tenge gestiegen, ausländische Direktinvestitionen haben die Rekordhöhe von 28 Milliarden Dollar erreicht und der Außenhandelsumsatz erreichte ein Rekordniveau von 136 Milliarden Dollar. Von denen 84 Milliarden Dollar fallen auf Exporte. Der Pfeiler der Stabilität der Wirtschaft, die Auslandsreserven, näherten sich der 100-Milliarden-Dollar-Marke. So weit, so gut.
Die Prinzipien des wirtschaftlichen Kurses: Gerechtigkeit, Inklusivität und Pragmatismus
Das neue Paradigma der wirtschaftlichen Entwicklung Kasachstans wird auf der effektiven Nutzung der lokalen Wettbewerbsvorteile beruhen, aber auch auf der Freisetzung des Potenzials von Arbeit, Kapital, Ressourcen und Technologie, alles als die wichtigsten Produktionsfaktoren.
Im Rahmen der neuen Wirtschaftspolitik sollen sich Kasachen von der Praxis verabschieden, langfristige ephemere Ziele zu setzen. Deshalb hat der Staatspräsident Tokajew in seiner Ansprache verlangt, dass die alle Aufgaben müssen innerhalb von drei Jahren umgesetzt werden. Für die schwierigsten davon werden abweichende, konkrete Fristen gesetzt.
Der Schwerpunkt der Arbeit wird auf die beschleunigte Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes gelegt. Wirklich schicksalsentscheidende Projekte für Kasachstan sollen umgesetzt werden, zumal die wirtschaftliche Diversifizierung wird immer dringlicher und wichtiger. Deshalb sollten sich Kasachen auf die Bereiche wie Tiefenverarbeitung von Metallen, Öl-, Gas- und Kohlenstoffchemie, Schwermaschinenbau, Umwandlung und Anreicherung von Uran, Herstellung von Automobilkomponenten und Düngemitteln konzentrieren. Mit anderen Worten: Es müssen Cluster für die Verarbeitung mit hoher Wertschöpfung geschafft werden.
Das Gleiche gilt für das touristische Potenzial des Landes: Es muss wirklich genutzt werden. Deshalb sollten bahnbrechenden Projekte im Tourismussektor durchgeführt werden, weil bis jetzt in diesem wichtigen Sektor bisher keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen sind. Hier stimme ich bei der Bewertung mit dem des Staatspräsidenten Tokajew überein. Deshalb wird versucht kurzfristig eine konkrete Liste von mindestens 15 Großprojekten zu erstellen. Die Realizierung von Projekten ist aber eine andere Sache. Sie verlangt es unter anderen auch den Beschaffungsprozess zu vereinfachen und zu verkürzen. Der Grundsatz “Qualität vor Preis” soll gewährleisten, dass eine wirksame Barriere gegen Dumping errichtet werden kann, und die Verfahren vollständig automatisiert werden könnten. Die Transparenz soll durch eine neue Bearbeitung von Beschwerden und die Einführung eines öffentlichen Überwachungsinstituts gewährleistet werden. Der Anteil kasachischer Inhalte im regulierten Beschaffungswesen soll laut Staatspräsident Tokajew innerhalb von drei Jahren mindestens 60 Prozent betragen.
Bergbauindustrie
Dieser Sektor stellt eine zuverlässige Wachstumsquelle für die nationale Wirtschaft dar. Deshalb sollte es auch weiterhin so bleiben. Gelöst müssen aber Probleme, die im Widerspruch des Wirtschaftssystem ihre Würzel haben: Auf dem Weltmarkt haben die Preise für die meisten Metallsorten historische Höchststände erreicht. Gleichzeitig wächst in letzter Zeit die Unzufriedenheit der Bürger, die in der Nähe großer Produktionsanlagen leben.
Bürger beklagen sich über die Verschlechterung der Umwelt und die Beeinträchtigung ihrer Gesundheit. Die Zahl der Verletzungen und Todesfälle von Arbeitnehmern in der Produktion nimmt zu. Desalb muss die Regierung entschiedene Maßnahmen ergreifen, um die technischen und ökologischen Bedingungen sowie das Gesundheitsschutzsystem in den Unternehmen zu verbessern. Deshalb sollten die größten industriellen Produktionsanlagen und Infrastrukturunternehmen alle fünf Jahre einem Technologie- und Umweltaudit unterzogen werden. Es bleibt zu fragen: welche Methoden und Kriterien werden angewendet?
Auf der anderen Seite der Problematik sieht man, dass es im Kasachstan, einem sehr ressourcenreichen Land schon lange Zeit keine bedeutenden geologischen Entdeckungen gibt. Deshalb muss auch das Verwaltungssystem des Bergbausektors so schnell wie möglich modernisiert werden, damit die Vorgabe der Regierung – bis 2026 die Fläche für geologische und geophysikalische Untersuchungen von derzeit anderthalb Millionen auf mindestens 2 Millionen 200 Tausend Quadratkilometer zu erhöhen, erfüllt werden kann.
In diesem Zusammenhang befinden sich auch die vorrangigen Aufgaben: die Erschließung der Vorkommen an seltenen Metallen und seltenen Erden. Sie sind faktisch zum “neuem Öl” geworden. Die Länder, die in der Lage sein werden, ihr Potenzial in diesem Bereich auszuschöpfen, werden den Vektor des technologischen Fortschritts in der Welt bestimmen.
Umfassende Stärkung der Verteidigungsindustrie
Es ist eine Tatsache, dass in allen Industrieländern eine Schlüsselrolle für die nationale Sicherheit die Verteidigungsindustrie spielt. Dabei, die wichtigste Aufgabe besteht darin, einen Produktionszyklus mit einem hohen Lokalisierungsanteil zu schaffen, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Kasachstan hat ein Bedarf an Hightech-Waffen und militärischer Ausrüstung, einschliesslich gepanzerter Fahrzeuge, Drohnen und moderner Handfeuerwaffen. Die lokalen Produktionskapazitäten für eine rasche Instandsetzung der Technik und die Unterstützung für heimische Unternehmen müssen allerdings verstärkt, und die Aufträge von den zuständigen Stellen erhöht werden, damit die entsprechende materielle und technische Basis, die Kompetenzen und das Personal effektiv ausgenutzt werden können.
Deshalb unterstützt der Staatspräsident den Transfer moderner Technologien, die Lokalisierung neuer Produktionsanlagen, die Gründung eines speziellen Entwicklungsfonds für die Verteidigungsindustrie und nicht zuletzt auch die Politik der finanziellen Unterstützung der inländischen Unternehmen.
Zum Bereich der nationalen Sicherheit gehört auch der agroindustrielle Komplex. Der stellt in Kasachstan eine weitere Herausforderung. Das Potenzial der heimischen Agrarindustrie ist enorm, aber die Kasachen sind immer noch nicht in der Lage, dieses Potenzial zu erschließen.Nicht nur in Kasachstan gibt es riesige Märkte, die hochwertige Lebensmittel benötigen. Das strategische Ziel des Landes ist es, eines der führenden landwirtschaftlichen Zentren des eurasischen Kontinents zu werden. Dies ist ohne einen schrittweisen Übergang von der Primärproduktion zur Herstellung von Produkten mit höherer Wertschöpfung nicht möglich. Deshalb als Ziel soll der Anteil der verarbeiteten Produkte am agroindustriellen Komplex innerhalb von drei Jahren auf 70 % steigen. Dies erfordert eine Überarbeitung der Steuerpolitik, die Anreize für die Verarbeitung schaffen soll.
Dabei sollten bestimmte Bereiche Priorität geniessen: die Tiefenverarbeitung von Fleisch, Milch und Getreide sowie der Entwicklung von industriellen Gewächshäusern. Gleichzeitig sollte das Potenzial der einheimischen landwirtschaftlichen Betriebe nicht vergessen werden. Zum Beispiel die Region Nordkasachstan, in der mehr als 100 große Milchviehbetriebe entstehen, soll beispielgebend sein. Die Professionalität der Landwirte und das Vorhandensein einer Futtermittelbasis in Verbindung mit der Anwendung passgenauer Instrumente einer staatlichen Unterstützung führten hier zu guten Ergebnissen. Diese Erfahrungen sollten auf den Bau von Geflügelfarmen, Gemüselagern und Fleischviehbetrieben ausgedehnt werden. Ohne eine Unterstützung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, die für die ländliche Entwicklung von grundlegender Bedeutung sind, wird es aber nicht gehen. Deshalb wurde das Programm “Auyl Amanaty” ins Leben gerufen. Die nächste Entwicklungsstufe sollte nicht nur die Vergabe von zinsgünstigen Darlehen, sondern auch die Förderung der Zusammenarbeit privater Nebenbetriebe umfassen. Auch in diesem Bereich wird aber die Realizierung auf die Widersprüche des kapitalistischen Wirtschaftssystem stössen.
Hinzu kommt die Tatsache, dass der Verschleiß des Maschinen- und Traktorenparks ein großes Problem darstellt, weil derzeit der Indikator bei 80% liegt. Daher sollte die Rate der Erneuerung von Landmaschinen auf 8-10 % pro Jahr erhöht werden. Dabei sollten sowohl die Interessen der einheimischen Maschinenhersteller als auch die der Landwirte berücksichtigt werden. Es scheint es mir, dass es ohne eine Zusammenarbeit mit Ausländern nicht gehen wird. Und zugleich das Problem der übermäßigen Preisregulierung, die eine ernsthafte Entwicklungsbremse für den agroindustriellen Komplex darstellt, nicht gelöst wird.
Ob die Food Contract Corporation (FCC) eine aktivere stabilisierende Rolle spielen wird, kann ich nicht beurteilen. Die FCC, falls erforderlich, wird intervenieren können und so den Preisanstieg eindämmen. Die FCC sollte auch den privaten Markt bei der Schaffung eines Netzes für die Erzeugung, Lagerung und Vermarktung von Agrarerzeugnissen unterstützen.
Veraltete Infrastruktur, Energiesicherheit
Eine Reihe von Unfällen in Wärmekraftwerken im vergangenen Winter hat die Probleme einer veralteten Infrastruktur, die sich seit Jahren anhäufen, deutlich vor Augen geführt. Dies um so mehr als eine veraltete Infrastruktur direkte Auswirkungen sowohl auf das soziale Wohlergehen der Bürger als auch auf das Tempo der Industrialisierung des Landes hat.
Auch die Frage der Energiesicherheit, einschliesslich des Stromsektors, muss gelöst werden. In diesem Bereich sollten die Kasachen sich, so weit wie möglich, auf die eigenen Ressourcen und auf eine Zusammenarbeit mit verläslichen Partnern verlassen. Ansosnten wird es kaum möglich sein in den nächsten fünf Jahren neue Energiekapazitäten von mindestens 14 Gigawatt zu schaffen. Zur einer besseren Vorstellung erwöhne ich, dass die Rekonstruktion des ersten Blocks des Wärmekraftwerkes GRES-1 in Ekibastus bereits in diesem Jahr abgeschlossen sein wird. Alle 8 Blöcke der Anlage werden in Betrieb sein, was bisher noch nie der Fall war. Ein Projekt zur Erweiterung des Wärmekraftwerkes GRES-2 wird derzeit umgesetzt und das Projekt zum Bau des Wärmekraftwerkes GRES-3 wurde begonnen.
Im Prinzip sollte Kasachstan keinen Strom importieren und nicht von den Nachbarländern abhängig sein. Was derzeit geschieht ist unter allen Gesichtspunkten der Sicherheit des Staates inakzeptabel. Deshalb plödiert der Staatspräsident für die Umsetzung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. Dabei verdient die Entwicklung von Wasserkraftwerken besondere Aufmerksamkeit. Zumal die Energie-, Wärme- und Wasserversorgung ein einheitliches technologisch vernetztes Systém ist und sollte als eigener wichtiger Wirtschaftszweig behandelt werden. Dazu würden Heute neue Lösungen gefragt.
Die Entwicklung der Kernenergie und Wasserressourcen
Es handelt sich heutzutage um eine besonders wichtige wirtschaftliche und politische Frage. Viele Menschen wissen, dass es unterschiedliche Meinungen über die Zweckmäßigkeit des Baus von Kernkraftwerken gibt. Im Falle Kasachstans, als größter Uranproduzent der Welt, sollte über eine eigene Atomstromerzeugung verfügen. Einige Experten sprechen sich für den Bau von Anlagen mit kleinen Reaktoren aus. Andererseits haben viele Bürger und einige Experten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Kernkraftwerken formuliert. Dies ist angesichts der tragischen Hinterlassenschaft des Atomtestgeländes Semipalatinsk verständlich.
Das Problem der Verfügbarkeit und Qualität der Wasserressourcen bleibt aktuell. In Anbetracht des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums könnte das Wasserdefizit in Kasachstan bis 2040 12-15 Milliarden Kubikmeter erreichen. Das Probelm ist, dass Kasachstan auf grenzüberschreitende Wasserressourcen angewiesen ist, obwohl die Flüsse und Kanäle Eurasiens ein gemeinsames Naturgut sind, welches die Völker und Volkswirtschaften verbinden soll. In dieser Frage ist es somit immer notwendig, Verständnis und einen für die Seiten vorteilhaften Konsens mit all den Nachbarn und Freunden zu finden. Eine ausgewogene Wasserpolitik und die Lösung von Fragen der grenzüberschreitenden Wassernutzung gehören deshalb zu den wichtigsten Aufgaben der Diplomatie und der Regierung, die den Landwirten und Unternehmern qualitative Analysen und Prognosen zum Thema Wasser bieten soll.
Zur Information biete ich an eine Tatsache: Die Verluste in der Landwirtschaft, einem der wichtigsten Wasserverbraucher, erreichen in einigen Regionen bis zu 40 Prozent. Der tatsächliche Verschleiß der wasserwirtschaftlichen Anlagen liegt bei über 60 %.
Um die Situation zu korrigieren, sind entschiedenste und schnellste Maßnahmen erforderlich. Zuallererst sollte die Einführung fortschrittlicher wassersparender Technologien beschleunigt werden – auf bis zu 150 Tausend Hektar pro Jahr. Es ist notwendig, das Problem des Auffangens von Schmelzwasser und der Weiterleitungsverluste zu lösen. Warum? Weil es sich schließlich um eine wichtige interne Reserve handelt. Deshalb sollen zu diesem Zweck 20 neue Stauseen gebaut, mindestens 15 bestehende rekonstruiert sowie mindestens 3.500 Kilometer Kanäle modernisiert und digitalisiert werden. Ziel ist es, bis 2027 etwa zwei zusätzliche Kubikkilometer Wasser bereitzustellen. Gleichzeitig sollte der “Schwarzmarkt” für Wasser vollständig ausgemerzt werden.
Wasser ist eine begrenzte Ressource, für Kasachstan nicht weniger wichtig als Öl, Gas oder Metalle, und seine Verfügbarkeit ist der Schlüssel zum Überleben nicht nur der Landwirte. Daher werden Verstöße in diesem Bereich – laut der Ansprache des Staatspräsidenten, streng unterbunden und im vollen Umfang des Gesetzes geahndet.
Zuallererst sollte laut der Ansprache des Staatspräsidenten Tokajew die Einführung fortschrittlicher wassersparender Technologien beschleunigt werden – auf bis zu 150 Tausend Hektar pro Jahr. Es ist notwendig, das Problem des Auffangens von Schmelzwasser und der Weiterleitungsverluste zu lösen. Ziel ist es, bis 2027 etwa zwei zusätzliche Kubikkilometer Wasser bereitzustellen, das gesamte Wasserwirtschaftssystem des Landes, einschließlich der Schlüsselunternehmen “Kazvodkhoz”, “Nurinsk Group Water Supply” und anderer zu reformieren und im gesamten Sektor eine erhebliche materielle und vor allem personelle Verstärkung sicherzustellen.
Die zunehmende Wasserknappheit, die ein gemeinsames Problem der zentralasiatischen Länder ist, könnte gemeinsam mit der rationellen Nutzung der Wasserressourcen ein weiteres wichtiges Element eines neuen Modells der regionalen Zusammenarbeit werden.
Verkehrssektor – Kasachstan die Zusammenarbeit mit Russland und China
Die transkaspische Route wird eine wichtige Rolle bei der Stärkung des kasachischen Transitpotenzials spielen. Mittelfristig kann das Verkehrsaufkommen auf diesem Korridor um das Fünffache gesteigert werden. Zu diesem Zweck müssen die Anstrengungen mit den Partnerländern China, Aserbaidschan, Georgien und der Türkei gebündelt werden.
Der Bau eines neuen Trockenhafens am Grenzpunkt Bachty, der beschleunigte Bau eines Container-Hubs in Aktau und der Ausbau der Hafenanlagen am Schwarzen Meer entlang des Mittleren Korridors sind wichtige Aufgaben der Regierung. Der Bau von kasachischen Terminals im chinesischen Xi’an und im georgischen Hafen Poti hat bereits begonnen. Dies sind konkrete Beispiele dafür, wie das chinesische Projekt “Belt and Road” mit nationalen Initiativen kombiniert werden kann.
Die Verwirklichung des Verkehrspotenzials, für das es ein ganzheitlicher Plan benötigt wird, hängt von konstruktiven und gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu ausnahmslos allen Nachbarländern ab, einschließlich Russland, China und Nachbarn in Zentral- und Südasien.
Die Entwicklung der maritimen Infrastruktur, in dem dem Hafen von Kuryk eine eigene Rolle zugewiesen werden sollte, sollte in vorstellbarer Zukunft durch ein vollwertiger Logistik-Cluster, gleich dem in Aktau, fortgesetzt werden.
Flughäfen Astana, Almaty, Shymkent und Aktobe sollten zu multimodalen Zentren werden, die wettbewerbsfähige und qualitativ hochwertige Dienstleistungen für die Anlieferung und Verteilung von Fracht anbieten. Generell erfordert die Entwicklung des Sektors eine angemessene Tarif- und Regulierungspolitik sowie die aktive Heranziehung privater Investitionen.
Im Kontext des Verkehrssektor ist es notwendig, a) die Umwandlung der nationale Eisenbahngesellschaft KTZ in ein vollwertiges Transport- und Logistikunternehmen abzuschließen, b) die bekannten Probleme im Straßenbau (schlechte Qualität der Arbeit, ein hohes Maß an Korruption, geringer Wettbewerb) alsbald zu lösen.
IT-Dienstlesitungen, Kreativwirtschaft
Das neue Ziel der Regierung ist es, den Export von IT-Dienstleistungen bis 2026 auf eine Milliarde Dollar zu steigern, mit Hilfe der Gründung von Joint Ventures mit großen ausländischen IT-Unternehmen. Persönliche Erfahrung sagt, daß es keine gleichwertige JV im IT Sektor gibt und auch in der Zukunft geben wird. Deshalb würde ich mich freuen die Vorschlöge der Regierung zu studieren und darüber zu berichten.
Kreativwirtschaft, im Generellen umfasst, neben den Informationstechnologien, die Bereiche Medien, Film, Musik und Design. Sie beruht auf dem kreativen Potenzial und dem intellektuellen Kapital der Bürger beruht, und stellt die Quelle für die Entwicklung einer wirklich inklusiven Wirtschaft dar. Der Sektor der Kreativwirtschaft ist in Kasachstan noch unterentwickelt. In Ziffern heisst es: Der Beitrag der Kreativwirtschaft zum BIP beträgt weniger als 1 Prozent, und dementsprechende ist auch ihr Anteil an der Beschäftigungsstruktur äußerst gering.
Privatisierung oder nicht
Ein weiteres schwerwiegendes Problem besteht darin, dass eine Reihe von illegal privatisierten Vermögenswerten ins Ausland verbracht wurde. Es ist daher zu begrüßen, dass die Reierung bestrebt ist, dass verschiedne Aktiva an den Staat zurückgegeben werden sollen. Dadurch soll die Privatisierung aller nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerte und die Durchführung einer Volks-IPO des Unternehmens Samruk-Kazyna-Fonds, der Air Astana, Qazaq Gaz u.a., und die Investitionspolitik der Regierung eine neue Grundlage bekommen.
Zur Information: Im vergangenen Jahr beliefen sich die Anlageinvestitionen auf nur 15 % des BIP. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die inländischen Banken kaum an der Entwicklung der Wirtschaft beteiligen und sich um so mehr um die Verbraucherkredite kümmern. Ein weiteres Problem des Bankensektors ist die hohe Konzentration. Heute sind 21 Banken im Lande tätig. Allerdings sind nur wenige große Banken im Bereich der Unternehmenskredite. Letztes Jahr hat die Nationalbank die erste Komponente des nationalen Zahlungssystems eingeführt – das Instant Payment System, das derzeit im Pilotbetrieb läuft.
Zum Schluß noch
Das demografische Wachstum in Kasachstan erhöht die Nachfrage nach Bildung. Da die staatlichen Maßnahmen im Bildungsbereich zersplittert und schlecht miteinander vernetzt sind, wird ein einheitliches freiwillige Ansparsystem Kelechek eingeführt, das für Kinder ab dem fünften Lebensjahr gelten soll. Das Programm sollte ein staatliches Startkapital für die Bildung, die jährliche Zahlung staatlicher Prämien und Investitionserträge integrieren und im Rahmen des Projekts “Nationaler Fonds für Kinder” eine hochwertige Ausbildung ermöglichen.
Jan Campbell ist deutscher Staatsbürger tschechischer Nationalität, ein Analytiker. Er wurde 1946 geboren. Bis November 2014 leitete er Campbell Concept UG Bonn und arbeitete als Assistenzprofessor an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Wirtschaftsuniversität Prag. Bis zu der Pandemie arbeitete er zudem als Gast an ausländischen Universitäten, Anfang der 1990er Jahre leitete unter anderem das EU-Koordinierungsbüro für das TACIS-Programm und war als Berater der EU bei zwei Ministerpräsidenten der Kirgisischen Republik tätig. Er arbeitete auch in einer Reihe weiterer Länder, darunter in Großbritannien, Italien, der Schweiz, Malaysia, der UdSSR, Kirgisistan, Kasachstan, Rußland, der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland. In Rußland erhielt er den Ehrentitel eines Professors an der Ural State Agrarian University. In der Slowakei gewann er 2014 den Goldenen Biatec Award für „Völlig neue Perspektiven auf vergangene und gegenwärtige Ereignisse in in – und ausländischen Medien, insbesondere aber in seiner beruflichen Praxis in einer Reihe von internationalen und nationalen öffentlichen und privaten Organisationen.